Detail-Information über die Wirkung von Kreatin in verschiedenen Organen und Zellen
Unbestrittene, positive Effekte von Kreatin auf die Skelettmuskulatur
Aus
verständlichen, nicht zuletzt auch kommerziellen Gründen ist die
Kreatinforschung auf dem Gebiete der Leistungsphysiologie und des
Spitzensportes am weitesten fortgeschritten und die Anzahl von
wissenschaftlich hochstehenden Studien direkt am Menschen ist in der
Zwischenzeit beachtlich geworden und wächst immer noch.
Auf Grund der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung haben verschiedene
international bekannte Spitzenathleten vor ca. 5 Jahren im
Selbstversuch mit der Einnahme von Kreatin-pulver begonnen und damit
erstaunliche Leistungssteigerungen von 10-20% erreicht, zuerst vor
allem im Sprintbereich (Casey et al. 1996; Hultman et al. 1996), dann
aber auch in anderen Disziplinen. Durch gezielte Supplementation mit
Kreatin können beim Menschen nicht nur die Sprint-, sondern auch die
Ausdauerleistung verbessert und die Erholungszeiten nach hartem
Training verkürzt werden (Greenhaff et al. 1994: Vandenberghe et al.
1997; Aaserud et al. 1988; Brönnimann et al. 1988; Volek et al. 1999).
Kreatinsupplementation wird deshalb nicht nur bei Kraftsportarten
(Gewichtheben, Ringen/Schwingen, Bodybuilding etc.), sondern auch für
Leichtathletik, Mannschafts- und Spielsportarten (Fussball, Eishockey,
Volleyball, Tennis Squash etc.), sowie auch für Ausdauersportarten
(Radrennfahren, Triathlon, Marathon- und Berglauf etc.) mit Erfolg
eingesetzt.
Die Tatsache, dass submaximales Training, bei dem die Glycogenspeicher
entleert werden, sowohl die Aufnahme von Kreatin, wie auch die
Akkumulation von Glycogen im Muskelgewebe deutlich steigert (Robinson
et al 1999), zeigt, dass Training in Kombination mit
Kreatin-Supplementation plus Kohlehydrat-Loading zu optimalen Effekten
führt. Bei den Probanden, die Kohlehydrate plus Kreatin zu sich nahmen,
wurden nämlich die Glycogenspeicher im Vergleich zu den Probanden die
nur Kohlehydrate nahmen, deutlich erhöht (Robinson et al. 1999). Durch
die so gewonnene Erhöhung der Glycogenspeicher lässt sich u.a. auch die
positive Wirkung von Kreatin auf die Ausdauerleistung ohne weiteres
erklären. Durch Training wurde zudem auch die Aufnahme von Kreatin
verbessert (Robinson et al. 1999). Da ein erhöhter Phospho-Kreatin
Spiegel in den Muskeln zu einer Verbesserung der Energetik für die
Kalzium-Homeostase führt, ist ein Effekt von Kreatin auf die
Ausdauerleistung auch von diesem Aspekt her zu erwarten, d.h. die
Energie, die für die während den Muskelkontraktionen zyklisch
erfolgende Kalziumaufnahme durch die Ca2+-ATPase-Pumpe verbraucht wird,
kann dank eines erhöhten Phospho-Kreatin Spiegels effizienter
eingesetzt werden.
Obwohl schon 1976 mit Skelett- und Herzmuskelzellen in Kultur gezeigt
werden konnte, dass externes Kreatin zum Zellkulturmedium gegeben eine
Zunahme der muskel-spezifischen Eiweissynthese bewirkt (Ingwall 1976),
wurde lange Zeit negiert, dass Kreatin eine direkt Zunahme der
Muskelmasse bewirkt, weil vor allem während der Ladephase mit Kreatin
auch Wasser im Muskelgewebe akkumuliert wird (Francaux and Poortmans
1999), was meist zu einer leichten Gewichtszunahme (1-2 kg) führt. Dies
kommt dadurch zu Stande, dass der Kreatin-Transporter ein
Natrium-Chlorid Cotransporter ist (Guerrero und Wallimann 1998) und zum
osmotischen Ausgleich Wasser in die Zellen aufgenommen werden muss.
Deshalb ist es auch wichtig vor allem während der Ladephase mit Kreatin
speziell viel zu trinken. Schon früh hat aber eine finnische Gruppe,
die Kreatin an Patienten mit “Gyrate Atrophy”, einer Augenkrankheit,
abgegeben hatten, realisiert, dass die längerfristige Einnahme von
Kreatin (1.5. Gramm täglich während eines Jahres) in der Tat von einer
direkten Zunahme der Muskelmasse begleitet war, die ausschliesslich auf
eine Vergrösserung des Durchmessers von schnellen Typ II Muskelfasern
zurückzuführen ist (Sipilä et a. 1981). Neuere Resultate einer
australischen Forschergruppe zeigen aber, dass Kreatin-Supplementation
während 12 Wochen in Zusammenhang mit Krafttraining zu einer
signifikanten Querschnittsvergrösserung aller, inklusive der langsamen
Typ I Fasern, führen kann (Volek et al. 1999). Parallel zu diesem
Muskelaufbau stellte man oft eine Abnahme von Fettgewebe fest
(Vandenberghe et al. 1997), was insgesamt zu einer durchaus erwünschten
Erhöhung der fettfreien Körpermasse (lean body mass) führt (Volek et
al. 1999). Dieser sekundär positive Effekt ist sicher auch für andere
Anwendungen ausserhalb des Sportbereiches wichtig und könnte z.B. auch
bei Schlankheitskuren ausgenützt werden.
Es scheint mir sehr wichtig hier noch einmal zu betonen, dass Kreatin
vor allem im Zusammenhang mit intensivem Muskeltraining und mit
Kohlehydrat-Loading seine volle Wirkung entfaltet (Robinson et al.
1999).
Als Übersichtsartikel für die Beurteilung und Anwendung von Kreatin im
Sportbereich können u.a. auch folgende Referenzartikel empfohlen
werden: Balsom et al. (1994); Wyss and Wallimann (1994); Greenhaff
(1997); Guerrero and Wallimann (1998); Greenhaff (1997), Juhn and
Tarnopolsky (1998), Plisk and Kreider (1999), Robinson et al. (1999);
Volek et al. (1999).
Positive Wirkung von Kreatin auch auf den Herzmuskel
Während durch
Kreatin-Supplementation bei chronischem
Herzversagen zwar die
Herzvolumen-Leistung
offenbar nicht signifikant gesteigert werden
konnte, verbesserte sich aber die Leistung der
Beinmuskulatur ganz
deutlich (Andrews et al.
1998), was ebenfalls zu einer Steigerung
der
Lebensqualität bei diesen Patienten beitrug
(Gordon et al.
1995). Eine deutliche
Schutzfunktion des Herzens bei verschiedenen
Herzkrankheiten wurde aber durch direkte Infusion
von
Phospho-Kreatin als Zusatz in den
kardioplegischen
Infusionslösungen erreicht
(Tronconi and Saks 1989). Diese
Applikation
zeitigte auch bei chronischem Herzversagen
durchaus
positive Wirkung (Grazioli et al. 1992).
Zudem können auf
dieselbe Weise auch
Herzrhythmusstörungen nach einem
Herzinfarkt
deutlich verringert werden (Ruda et al.
1988).
Dass
das Kreatinkinase System für
die Funktion des Herzmuskels und
der
Herz-Reizleitung wichtig ist, beweist die
Tatsache, dass
transgene Tiere, die kein oder nur
noch sehr wenig dieses Enzyms im
Skelettmuskel,
resp. im Herzmuskel herstellen, Störungen in
der Muskel- (Steeghs et al. 1996) und
Herzfunktion
(persönliche Mitteilung von Dr.
J. Ingwall, Harvard USA)
aufweisen, die
allerdings nicht so gravierend sind, dass die
Tiere
nicht überleben könnten. Dies ist
insofern erklärbar,
weil sowohl in den
Skelettmuskeln, wie auch im Herzmuskel dieser
Tiere verschiedene metabolische und strukturelle
Adaptationen
stattgefunden haben und andere
energetische
“Sicherheitssysteme”
aufreguliert worden sind. Auf diese Weise
kann
der Organismus offenbar den Ausfall des
Kreatinkinase Systems
mindestens teilweise
kompensieren. Versuchstiere, die mit dem
Kreatin-Analog, Guanidino-Propionsäure
(GPA), gefüttert
wurden, eine Behandlung,
die den Kreatinspiegel im Muskel um 80%
erniedrigt, zeigen deutliche Anzeichen von
Hypertrophien des
Herzens, sowie auch
mitochondriale Myopathien in den Skelettmuskeln.
Wenn GPA, welches die Aufnahme von Kreatin in die
Zellen hemmt, zu
Herzzellen in Kultur gegeben
wird, zeigen sich nach einigen Tagen
ebenfalls
Anzeichen von mitochondrialen Myopathien mit
stark
vergrösserten, stabförmigen
Mitochondrien
(Eppenberger-Eberhardt et al.
1991), in denen die mitochondriale
Kreatinkinase
zu regelmässig angeordneten
intramitochondrialen
Einschlüssen
auskristallisiert wird (O'Gorman et al. 1997a),
ein für mitochondriale Krankheiten typisches
Erscheinungsbild.
Nach Zugabe von Kreatin zum
Zellkulturmedium verschwinden diese
Einschlüsse und die Grösse der
Mitochondrien wird wieder
normal. Ob diese
Einschlüsse bei Patienten nach
Kreatin-Einnahme auch verschwinden, konnte noch
nicht gezeigt
werden, allerdings stellte man bei
solchen Patienten deutliche
Verbesserungen in der
Muskelkraft fest (Hagenfeld et al. 1994;
Tarnopolsky et al. 1997).
Auf dem Gebiete der
Kardiologie ist
das Potential von Kreatin aber
noch lange nicht ausgeschöpft
und es
können durchaus interessante,
längerfristige
Effekte, z.B. für die
Prävention gewisser Erkrankungen des
Herzens
und deren Verlaufsmilderung erwartet werden.
Kreatin ist auch für die langsame, glatte Muskulatur wichtig
Das Kreatinkinase System ist auch für die zelluläre Energetik der relativ langsamen Kontraktion der glatten Muskulatur im Körper wichtig (Wallimann and Hemmer 1994). Das Enzym und die entsprechenden Substrate, Kreatin und Phospho-Kreatin, sind in der glatten Muskulatur der Blutgefässe (Clark et al. 1994), des Gastrointestinaltraktes (Ishida et al. 1995), sowie in der Gebärmutter (Clark et al. 1993) vorhanden, wo sie ebenfalls eine für die Funktion dieser Muskeln wichtige Rolle in der Energieversorgung ausüben (Takeuchi et al. 1995). Die Vermutung, dass sich eine Kreatin-Supplementation auch auf die glatte Muskulatur positiv auswirken könnte, wird dadurch erhärtet, dass verschiedene Patienten mit Muskelschwund als “Nebenefekte” einer Kreatin-Behandlung oft eine verbesserte Darmtätigkeit, bessere Blasenkontrolle und einen besseren Blutkreislauf festgestellt und zudem oft spürbar wärmere Extremitäten haben.
Kreatin hilft für Wachstum und Mineralisierung von Knochen und Knorpel
Neueste Befunde mit Zellkulturen von Knochenzellen (Osteoblasten) und embryonalen Knochen von Ratten zeigen, dass Kreatin auch auf Knochen und Knorpel eine positive Wirkung ausübt: Knochenzellen und ganze Knochen wachsen und mineralisieren deutlich besser. Das heisst, dass Kreatin bei der Heilung von Knochenbrüchen, beim Einwachsen von Knochenprothesen (künstliche Hüftgelenke) eine positive Wirkung haben und zudem den Verlauf von Osteoporose im Alter mildern könnte (I. Gerber, AO-Knochenforschungs-Institut, Davos, Dissertation (1998) und T. Wallimann, ETH-Zürich). Diese Befunde scheinen in Anbetracht der Tatsache, dass die Mineralisierung und Bildung von Knorpel und Knochen stark energieverbrauchende Prozesse sind, durchaus verständlich, weil das Kreatinkinase System auch in diesen Zellen vorkommt und somit deren zelluläre Energetik verbessern kann. Wird das Kreatinkinase System in Knorpel und Knochenzellen von Versuchstieren durch Fütterung mit Kreatinanaloga (z.B.Guanidino-Propionsäure) gehemmt, stellt man eine deutliche Missbildung der Knochen, besonders in der Wachstumszone fest (Funanage et al. 1992) was die physiologische Bedeutung von Kreatin für das normale Wachstum von Knorpel und Knochen unterstreicht. Die genaue Wirkung von Kreatin in diesen Bereichen am Menschen muss aber ebenfalls noch in klinischen Versuchen objektiviert werden. Diejenigen Personen, die Kreatin für Muskeln und Nervenstärke zu sich nehmen, werden jedoch eine zusätzlich positive Wirkung des Kreatins auf ihre Knochen sicher gerne in Kauf nehmen.
Schutzwirkung von Kreatin auf Gehirn und Nervenzellen, besonders bei neuro-degenerativen Krankheiten, positive Effekte von Kreatin in Zellkulturen, Tiermodellen und Patienten !
Das
Enzym, Kreatinkinase (CK), sowie
dessen Substrate, Kreatin (Cr)
und Phospho-Kreatin
(PCr), sind auch in Hirn- und Nervenzellen in
relativ hohen Konzentrationen zu finden und
besonders in denjenigen
Zellen, die für die
Koordination von Bewegungen
(Purkinje-Zellen im
Kleinhirn), sowie auch für Lernen und
Gedächtnis (Pyramialzellen des Hippocampus)
verantwortlich
sind, angereichert (Kaldis et al.
1996). Dies lässt darauf
schliessen, dass
Kreatin für die Energetik dieser
Hirnfunktionen eine wichtige Rolle spielt und
dass
Kreatin-Supplementation auch diese
Leistungen des Gehirns verbessern
kann.
Ein
Kind, das infolge eines genetischen Defektes im
Kreatin-Synthese-Weg
(Guanidinoazetat-Amino-Transferase) kein
detektierbares Phospho-Kreatin in seinem Gehirn
aufwies, wurde mit
schweren neurologischen
Störungen ins Spital eingeliefert. Nach
der
Eruierung des dazumal noch unbekannten Defektes,
was
längere Zeit dauerte, konnten die
Symptome durch
regelmässige
Kreatin-Supplementation wesentlich verbessert
werden (Stöckler et al. 1996), was die
unabdingbare
Wichtigkeit dieser Substanz für
die Hirnfunktionen direkt am
Menschen
belegt.
Neueste Befunde zeigen eine positive
Wirkung
von Kreatin auf Gehirn und Hirnleistung
und deuten darauf hin, dass
gewisse
neuro-degenerative Veränderungen, wie
Alzheimer'sche
und Huntington'sche Krankheit und
auch Multiple Sklerose oder
Parkinson'sche
Krankheit mit Kreatin gelindert werden
können
(Matthews et al. 1998). In einer
Arbeit, die im März 1999 in
“Nature
Medicine” publiziert worden ist und die in der
amerikanischen Presse für grosses Aufsehen
gesorgt hat, konnte
gezeigt werden, dass Kreatin
im transgenen Tiermodell (SOD-Mutante)
markant
positive neuroprotektive Wirkung bei
Amyotrophischer
Lateral Sklerose (ALS) bewirkt
(Klivenyi et al. 1999). Eine
ähnlich
frappante neuroprotektive Wirkung von Kreatin
konnte
von derselben Arbeitsgruppe in Boston auch
an einem Tiermodell
für die Parkinson'sche
Krankheit demonstriert werden (Matthews
et al.
1999).
Diese Resultate bestätigen nun
definitiv, dass Kreatin eine deutliche Schutzfunktion für
Hirn-und Nervenzellen hat, besonders vor Schäden, die entweder
auf Grund von Sauerstoffmangel (Holtzman et al. 1997; Holtzman et al.
1998a,b), oder von Sauerstoffradikalen im Gehirn zustande kommen
(Klinenyi et al. 1999). Als mögliche Mechanismen kommen die
generelle Verbesserung des Energiestatus der mit Kreatin behandelten
Zellen (Guerrero and Wallimann 1998) und/oder die Schutzwirkung von
Kreatin direkt auf die Mitochondrien in Frage. Es konnte nämlich
kürzlich gezeigt werden, dass Kreatin in verschiedenen Zellen
eine deutliche Schutzwirkung vor dem programmierten Zelltod
(Apoptose) haben kann (O'Gorman et al. 1997b; Brdiczka et al. 1998),
der u.a. durch mitochondriale Ereignisse ausgelöst wird. Dabei
spielt die oktamere Struktur der mitochondrialen Kreatinkinase eine
ganz wesentliche Rolle (Brdiczka et al. 1998; Schlattner et al.
1999).
In der Tat konnte an neuronalen Zellkulturen gezeigt
werden, dass Kreatin das Absterben von Neuronen verhindert, die
entweder durch Glutamat überstimuliert wurden
(over-excitotoxicity) oder mit dem Alzheimer Beta-Amyloid Protein
versetz wurden (Brewer and Wallimann 2000).
Somit dürfte der
Kreatin-Supplementation für kontrollierte Studien an Patienten
mit diversen neurodegenerativen Krankheiten, unter die auch die
Alzheimer'sche Krankheit fällt, nichts mehr im Wege stehen
(Bürklen et al. 2006).
In Tiermodellen für Hirn-Ischemie und Schlaganfall konnte eine deutlich
neuroprotektive Wirkung von Kreatin gezeigt werden, und die
sekundären Schäden um den effektiven Hirninfarkt herum
(Penumbra) konnte deutlich verringert werden (Adcock et al. 2002;
Prass et al. 2006)
In der Tat bewährt sich Creatine
Administration zur Prävention von Komplikationen im Zusammenhang
mit Schädel Hirn Trauma (Sakellaris et al. 2006). In
einer Pilotstudie mit 39 Kindern und Jugendlichen mit traumatischen
Hirnverletzungen im Alter von 11 - 18 Jahren wurde während 6
Monaten 0.4 Gramm Kreatin/kg Körpergewicht/Tag verabreicht und
festgestellt, dass die Kreatin-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe
signifikant bessere Rehabilitiation der kognitiven Fähigkeiten,
der Persönlichkeits- und Verhaltensfaktoren, sowie der
Mobilität und Selbständigkeit zeigten.
Kreatin: potentielle Möglichkeiten für die Bereiche Fruchtbarkeit, Gynäkologie und Neonatologie
Die
Expression der beiden in der
Gebärmutter und in der Placenta
vorhandenen
Kreatinkinase Isoformen, BB-CK und mitochondriale
CK,
wird während der Schwangerschaft genau
reguliert (Thomure et
al. 1996) und wird vor
allem kurze Zeit vor der Geburt, in diesem
Organ
massiv erhöht (Payne et al. 1993; Wallimann
and Hemmer
1994). Tatsächlich ist BB-CK in
der Gebärmutter das durch
Oestrogen am
stärksten induzierte, prominente Protein
(Reiss
and Kaye 1981). Das deutet wiederum auf eine
wichtige Funktion des
Kreatinkinase Systems
für die Muskelenergetik beim
Geburtsvorgang
hin. Es ist durchaus denkbar, dass durch
Kreatin-Supplementation im letzten Trimester der
Schwangerschaft
die Erhaltung und das Wachstum
des Fötus (siehe Kapitel unter
Muskeln,
Gehirn und Knochen), sowie der eigentliche
Geburtsvorgang
positiv beeinflusst werden
könnten. Dies ist aber beim Menschen
bisher
noch nicht gezeigt worden. Zudem wäre ein
möglicher Vorteil einer solchen
Kreatin-Supplementation auch
in der deutlichen
Schutzwirkung für das Gehirn des
Neugeborenen zu sehen, da Kreatin das Gehirn von
neugeborenen
Ratten vor einer Sauerstoffschuld,
wie sie beim Geburtsvorgang
durchaus vorkommen
kann, weitgehend schützt (Holtzman et al.
1998a,b). Klinsche Arbeiten beim Menschen
diesbezüglich sind
im Gange. Die Tatsache,
dass Kreatin sowie auch Phospho-Kreatin in
relativ hohen Konzentrationen (ca. 1.5 mM, resp.
0.5 mM) im
Kolostrum und der Muttermilch
vorkommen, zeigt die Wichtigkeit und
auch
Unbedenklichkeit dieser körpereigenen
Verbindungen
für den Aufbau und die Funktion
der Organe des Embryos und des
Neugeborenen.
Was männliche Fruchtbarkeit
anbelangt, ist festzuhalten, dass Kreatinkinase
in den Spermien
verschiedener Tierarten in
relativ hohen Konzentrationen vorhanden
und die
Isoformen des Enzyms an spezifischen Orten im
Spermium
lokalisiert sind, wo chemische Energie
umgesetzt wird (Wallimann et
al. 1986; Kaldis et
al. 1996). Phospho-Kreatin dient in den Spermien
bei verschiedenen Tierarten als wichtige
Energiequelle für die
Fortbewegung der
Spermien (Kaldis et al. 1997; vanDorsten et al.
1997) und beim Menschen hat man einen
Zusammenhang von
männlicher Unfruchtbarkeit
mit dem Kreatinkinase System
festgestellt (Huszar
et al. 1992). Zudem kann bei in vitro
Befruchtungen die Spermien-Beweglichkeit und
Geschwindigkeit durch
Zugabe von extra
Phospho-Kreatin als Energiespender erhöht
werden (Fakih et al. 1986). Beim Mann erscheinen
hohe
Konzentrationen von Kreatin und
Phospho-Kreatin, die von der
Samenblase
sezerniert werden, in der Samenflüssigkeit
(Wallimann and Hemmer 1994; Lee et al. 1998). Das
Kreatinkinase
System, und somit auch Kreatin und
Phospho-Kreatin, sind für
den
Energietransport vom Mittelstück des
Spermiums, wo die
Mitochondrien als
Energiezentralen lokalisiert sind, entlang des
langen Spermienschwanzes wichtig. Ob allerdings
durch orale
Kreatin-Supplementation beim Menschen
die Spermienproduktion, und
Funktion, sowie
womöglich auch die Fruchtbarkeit generell,
direkt beeinflusst werden können, ist noch
nicht
abgeklärt worden.
Kreatin ist auch für die Immunabwehr wichtig
Die Fresszellen (Makrophagen), die für die Eliminierung von Bakterien und Viren im Körper von vitaler Bedeutung sind, enthalten das Kreatinkinase System und brauchen für die Phagozytose (Fressprozess) von solchen Eindringlingen Phospho-Kreatin als Energiequelle (Loike et al. 1979). Kreatin und Phospho-Kreatin scheinen bei systemischen Infektionen beim Menschen eine direkte Schutzwirkung als Energiepuffer zu spielen (Lara et al. 1998).
Kreatin in der Haut
Verschiedene Studien
haben gezeigt, dass in der Haut signifikante Mengen von Kreatin
Kinase vorhanden sind, und zwar vorallem in den Keratinozyten
der Haut, sowie den Haarwurzeln und dass ebenfalls der Kreatin
Transporter an diesen Orten aktiv ist. (Studie von Schlattner et
al.2002). Zudem konnte gezeigt werden, dass Kreatin die Haut vor den
UV-Strahlen und vor Sauerstoffradikalen zu schützen vermag (Lenz
et al. 2005). Zudem wurde festgestellt, dass Kreatin die
Mitochondrien (Energie-Kraftwerke) in der Haut vor Schädigung
durch Sauerstoffradikale schützen kann (Berneburg et al.
2004).
Dass das Kreatin Kinase
System für die Hautzellen wichtig ist, zeigten Experimente bei
denen das Enzym “ausgenockt” worden ist.
Diese Hautzellen zeigen eine signifikant schlechtere
Überlebensfähigkeit, besonders unter zellulären
Stress-Situationen, und zudem konnten mittels Elektronenmikroskopie
deutliche Veränderungen in der Morphologie ihrer Mitochondrien
direkt abgebildet werden (Lenz et al. 2007).
Somit ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kreatin für die
normale Funktion von gesunder Haut wichtig ist (Zemtsov 2007).
Wir konnten auch zeigen, dass
überraschend viel Kreatin Kinase Enzym, sowohl
cytosolische
BB-CK wie auch das mitochondriale
Mi-CK Isoenzym, in der
suprabasalen Schichten der
Haut, u.a. auch in verschiedenen
Zelltypen der
Haarfollikel, exprimiert wird und dass
unmittelbar
nach einer Hautverletzung die Kreatin
Kinase Aktivität in der
Wunde ansteigt, was
darauf hinweist, dass das Kreatin Kinase und
Kreatin auch für die Wundheilung wichtig
sind (Schlattner et
al. 2002).
Diese und weitere wissenschaftliche Erkenntnisse
haben dazu geführt, dass die Firma Beiersdorf verschiedene
Haut-Lotionen mit Kreatin entwickelt hat, speziell zum Schutz und zur
Pflege der Haut. Diese Produkte sind bereits auf dem Markt - entsprechende Pressemitteilungen:
www.presseportal.de/pm/8057/544564/beiersdorf_ag
http://wwwde.beiersdorf.com/Area-Press/Latest-News.aspx?l=1&id=1396,
sowie Produktinformationen:
http://products2.nivea.com/products.php?page_id=889&lan=ie,
http://www.yopi.de/rev/216234
Es ist anzunehmen, dass auch oral
eingenommenes Kreatin über das Blut zur Haut transportiert wird
und deshalb ähnlich positive Effekte auf die Haut hat, wie
diejenige mit lokaler, topischer Applikation von Kreatin-Lotionen und
Cremes und somit auch oral eingenommenes Kreatin einen Hautschutz und
eine Verzögerung der Hautalterung bewirken kann.
Es ist auch durchaus sinnvoll beide Behandlungen - orale
Kreatin-Supplementation (normale Dosierung) - mit der topischen
Anwendung von Nivea-Creatin-Produkten zu kombinieren.
Phospho-Kreatin in der Haut
- Hintergrund/Ziel:
Die Haut hat die einzigartige Fähigkeit, ischämische Zustände, die durch Hautverpflanzung, Hautlappen und Haartransplantation entstehen, zu überleben. Spektroskopische Daten und später mit Chromatographie, Immunohistochemie und molekulare biologische Techniken bestätigt, dass grössere Mengen von Phospho-Kreatin in der menschlichen Haut vorkommen. Phospho-Kreatin-Moleküle regenerieren die ATP-Reserven in den Zellen während ischämischen Perioden. Diese Reaktion wird durch das Enzym Kreatin-Phosphokinase gesteuert, die auch isoliert und in der normalen und kranken Haut untersucht wurden. - Methode:
Die Suche in der Literatur zeigte wichtige Beiträge von Forschern in den USA, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Skandinavien und Japan bei der Entwicklung und dem Verstehen dieses Forschungsgebietes. - Resultate:
Die Spiegel von Serum-Kreatin-Phosphokinase sind bei Brandopfern und Patienten mit toxischer epidermaler Nekrolyse erhöht. Die Phosphokreatin-Konzentrationen und die Aktivität der Kreatin-Phosphokinase sind im Vergleich zur normalen Haut ebenfalls in der psoriatischen Haut und in den Nichtmelanom-Tumoren erhöht. Ausserdem sind das Haut-Phosphokreatin und die Kreatin-Phosphokinase fast ausschliesslich in der Epidermis und in den Haarfollikeln lokalisiert. Phospho-Kreatin und das Enzym Kreatin-Phosphokinase helfen der Haut, sich vor UV-Schäden zu schützen. - Schlussfolgerung:
Es ist klar, dass dieses Forschungsgebiet erst jetzt von den Wissenschaftlern wahrgenommen wird. Die topische und systemische Verabreichung von Phospho-Kreatin scheint die Lichtschäden zu verringern und die Wundheilung zu verbessern. Die spektroskopische Überwachung von Phospho-Kreatin und die entsprechenden Phosphometaboliten können potentiell genutzt werden, um die Aktivität der Erkrankung zu überwachen und therapeutisch gegen die Psoriasis, Bein-Ulzerationen, Bösartigkeiten der Haut und anderen Hautkrankheiten eingesetzt werden.
Referenzen:
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Creatine kinase and creatine
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Lenz H, Schmidt M, Welge V, Schlattner U, Wallimann T, Elsässer HP, Wittern KP, Wenck H, Stäb F, Blatt T.
The creatine kinase system in human skin: protective effects of creatine against oxidative and UV damage in vitro and in vivo.
J Invest Dermatol. 2005 Feb;124(2):443-52
Lenz H, Schmidt M, Welge V, Kueper T, Schlattner U, Wallimann T, Elsässer HP, Wittern KP, Wenck H, Staeb F, Blatt T.
Inhibition of cytosolic and mitochondrial
creatine kinase by siRNA in HaCaT- and HeLaS3-cells affects cell
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Mol Cell Biochem. 2007 Dec;306(1-2):153-62. Epub 2007 Jul 28.
Berneburg M, Gremmel T, Kürten V, Schroeder P, Hertel I, von Mikecz A,
Wild S, Chen M, Declercq L, Matsui M, Ruzicka T, Krutmann J.
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Zemtsov A.
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Skin Res Technol. 2007 May;13(2):115-8. Review
Kreatin und Kreatin-Analoge können das Wachstum von gewissen Krebszellen im Tiermodell hemmen
Desweiteren konnte mit Krebszellen in Kultur und an Tiermodellen in vivo gezeigt werden, dass Kreatin und Kreatin-Analoge das Wachstum gewisser Krebszellen signifikant hemmen können (Miller et al. 1993; Bergnes et al. 1996; Kristensen et al. 1999). Cyclo-Kreatin, eine synthetische Verbindung, hemmt das Wachstum dieser Krebszellen schon bei sehr niedrigen Konzentrationen und erhöht die Empfindlichkeit von Krebszellen für konventionelle Chemotherapeutika z.T. bis zu tausendfach (Teicher et al. 1995). Der genaue Mechanismus dieser anti-Krebswirkung von Kreatin und Analogen ist noch weitgehend ungeklärt und mögliche Anwendungen dieser Substanzen am Menschen stecken erst in der frühen Anfangsphase.
URL: https://www.kreasup.ch/detail; Time: 23.11.24, 13:46