Positive Effekte von Kreatin gegen geistige Ermüdung und Konzentrationsschwäche
Airi Watanabe, Nobumosa
Kato und
Tadafumi Kato
Neuropsychiatrisches Dept
der
Fakultät für Medizin der
Universität Tokyo, 7-3-1
Hongo,Tokyo
113-8655 Japan; und Labor für Molekulare
Dynamik
von Geisteserkrankungen,
Hirnforschungsinstitut, RIKEN, 2-1
Hirosawa,
Wako-shi, Saitama 351-0198
publiziert in
"Neuroscience Research" 42: pp 279-285 (2002)
Während die
wichtige Rolle von
Kreatin für den Aufbau
von Muskelkraft und die Verhütung
von
Ermüdung der Muskeln sehr gut dokumentiert
ist (siehe
Wallimann et al. 1999; Terjung et al.
2000), ist die Rolle dieser
natürlichen
Köpersubstanz, die vor allem in der Skelett-
und Herz-Muskulatur, sowie im Gehirn und in
Nervenzellen vorkommt,
für die
Prävention von geistiger Ermüdung noch
wenig
erforscht worden.
In der vorliegenden
Arbeit wurde zum ersten Mal in
einer
doppelblinden und Placebo-kontrollierten
wissenschaftlichen
Studie gezeigt, dass eine
einfache Supplementation mit dem
Nahrungsergänzungsmittel, Kreatin (8 Gramm
pro Tag, während 5
Tagen), bei Menschen
aller Altersgruppen deutlich positive Effekte
auf
die Lösung von möglichst vielen
einfachen
Rechenaufgaben bewirkt. Es konnten nach
Kreatin-Einnahme in zwei
aufeinanderfolgenden
Rechenleistungs-Tests deutlich mehr
Rechenaufgaben richtig gelöst werden als
vorher. Zudem wurde
mit Infrarot-Spektroskopie,
mit der die Oxygenierung
(Sauerstoffsättigung) des Blutfarbstoffes,
Hämoglobin,
gemessen werden kann, eine
Verbesserung des Sauerstoff-Verbrauches
in den
entsprechenden Regionen des Gehirns gezeigt
werden.
Dies
bedeutet, dass durch Kreatin die Energieversorgung des Gehirns
verbessert wird, die Konzentrations- und Merkfähigkeit
ansteigen, die Sauerstoffverwertung (metabolische Aktivität) des
Gehirns unter Kreatin zunimmt und gleichzeitig die geistige
Ermüdbarkeit bei hohen mentalen Anforderungen durch Kreatin
verringert werden kann. Diese Experimente weisen darauf hin, dass
Kreatin, das bei der empfohlenen Dosierung (Ladephase: 8-10 Gramm pro
Tag während 14 Tagen, gefolgt von Erhaltungsphase: 2-4 Gramm pro
Tag, jeweils während den Wochentagen, mit Pause an Wochenenden)
nebenwirkungsfrei ist, nicht nur zur Leistungsverbesserung im Sport,
sondern auch zur Verringerung der geistigen Ermüdbarkeit bei
Aktivitäten, die eine hohe Konzentration verlangen, eingesetzt
werden kann. Also könnte man schlussfolgern: “Creatine is
Food for Thoughts.”
Das
Kreatin-Kinase System
ist wichtig für die Erhaltung der maximalen
Energieaufladung und des
Energiegleichgewichts in
Zellen und Geweben mit hohem, fluktuierendem
Energieverbrauch, wie
z.B. Skelett- und
Herzmuskel, Gehirn und Nervengewebe, u.a.
(Wallimann et al. 1992).
Kreatin, eine
natürliche
Körpersubstanz, gewinnt
immer mehr Bedeutung als wirksamer
Nahrungsmittelzusatz und
sinnvolles
Nahrungsergänzungsmittel zur Verbesserung
der Muskelkraft und Leistung in Sport
und Alltag,
sowie
auch bei der Rehabiliation und während
der Rekonvalenszenz.
Kreatin zeigt generell
erstaunlich positive
Wirkungen bei Hochleistungs-
und Amateur-sportlern und zwar nicht nur im
anaeroben Schnellkraft-
und Sprintbereich
(Terjung et al. 2000) sondern auch im
Ausdauerbereich (Jones et al.2002), besonders was
die bessere
Effizienz der Energieausnützung
(Nelson et al.2000; Rico-Sanz and Mendez-Marco
2000) und die
Erholung nach erschöpfender
Leistung anbelangt. Neulich wurde zudem
gezeigt,
dass
Kreatin auch die mentale Konzentrations- und
Merkfähigkeit fördert und die
geistige
Ermüdung verlangsamt (Watanabe et al.
2002).
Kreatin wird auf Grund seiner
zellschützenden Wirkung
bereits auch bei
verschiedenen neuromuskulären-
(Muskeldystrophie) und neuro-degenerativen
Erkrankungen
(ALS, MS, Parkinson und Huntington)
als wertvolle Hilfstherapie eingesetzt
(Wallimann
et al.
1999, Wyss & Schulze 2002).
Ein repräsentativer
Zeitverlauf eines Konzentrations-Tests (15 minütiger
Serien-Rechnungstest). Gezeigt werden die Rechenleistung einer 20 jährigen Frau, gemessen jede Minute während 15 Minuten,
gefolgt von einer 10 minütigen Pause und anschliessend einem
zweiten ähnlichen Test, jeweils vor der Einnahme von Kreatin
(dunkle Symbole) und nach 5 tägiger Einnahme von 8 Gramm Kreatin
pro Tag (helle Symbole).
Merke: die Rechenleistung,
sprich Konzentrations- und Merkfähigkeit, sind nach der
Kreatin-Einnahme (Verum, obere Kurve) zu jedem Zeitpunkt besser als
vor der Kreatin-Einnahme (Kontrolle, untere Kurve). Der Unterschied
in der Rechenleistung vor und nach Kreatin-Supplementation nimmt beim
zweiten Test zu Gunsten von Kreatin noch deutlich zu und es wäre
zu erwarten, dass sich bei mehrmaliger Wiederholung der Testserie
diese Schere noch weiter öffnen könnte. Im zweiten Test
fällt die Rechenleistung nach Kreatin im Unterschied zur Messung
vor Kreatin-Einnahme, praktisch nicht mehr ab (deutlich verringerte
geistige und mentale Ermüdung!). Durchschnittsresultate mit den
beiden Gruppen sind in dieser Arbeit ebenfalls aufgeführt und die
Kreatin-Gruppe unterscheidet sich statistisch signifikant von der
Kontroll-Gruppe.
Referenzen:
Watanabe A, Kato N, Kato T. (2002).
Effects of creatine on mental fatigue and cerebral hemoglobin
oxygenation.
Neurosci Res. 2002 Apr;42(4):279-85
Terjung RL, Clarkson P, Eichner ER, Greenhaff PL,
Hespel PJ, Israel RG, Kraemer WJ, Meyer RA, Spriet LL, Tarnopolsky
MA, Wagenmakers AJ, Williams MH (2000).
American
College of Sports Medicine roundtable. The physiological and health
effects of oral creatine supplementation.
Med Sci Sports Exerc. 2000
Mar;32(3):706-17.
Wallimann, T.
Schlattner, U., Guerrero, L., and Dolder, M. (1999).
The phosphocreeatine circuit and creatine supplementation,
both come of age!
In: Guanidino Compounds: Volume 5
(edited by A.Mori, M. Ishida, and J.F. Clark)
Blackwell Science Asia Pty Ltd. pp 117-129.
URL: https://www.kreasup.ch/ermuedung; Time: 23.11.24, 13:03